urban urtyp #8: Geoff Ber­ner & Band

Wie soll man das nen­nen, was der Kana­dier Geoff Berner macht? nuklez­mer? urban klez­mer? Irgend­was zwi­schen Tom Waits, Woody Allen und Punk? Er sel­ber sagt, „I want to make ori­gi­nal klez­mer music that’s drunk and dirty, poli­ti­cal and pas­sio­nate.“ Und so ist das, was er macht, er und sein anar­chis­ti­sches Akkor­deon, dazu die kalt­schnäu­zige Geige und eine prun­k­lose Per­cus­sion, es ist „klez­mer punk folk dance music“. Oder was auch immer, Ber­ner erneu­ert den Klez­mer so, dass man nicht mehr weiß, wohin das gehört, was man hört. Dabei geht er, indem er die Klezmer-Musik erneu­ert, einen äußerst tra­di­tio­nel­len Weg, er bringt sie dahin zurück, wo sie her­ge­kom­men ist, auf die Stra­ßen die­ser Welt und an ihre Tre­sen. „Kicking klez­mer back into the bars“, das ist bis­sig, wie er das macht, es ist wit­zig und poli­tisch und der­ma­ßen jüdisch, dass die­ses Kon­zert Teil der Jüdi­schen Kul­tur­tage ist.

Das Klezmer-Revival der 80er und 90er hat zwar die Kon­zert­säle gefüllt, der Musik aber die Wirk­lich­keit aus­ge­trie­ben. Klez­mer, sagt Ber­ner, war eigent­lich immer die Musik von Men­schen, die ein Akkor­deon besa­ßen und eben kein Kla­vier, es war die Musik von Leu­ten, die wenig hat­ten und von nichts zu viel außer von ihrer Lei­den­schaft und ihrer Lust am Spott. Davon erzählt Ber­ner, er spielt sich durch seine Klezmer-Songs wie durch den eige­nen Tresen-Talk. Es geht um den Job und um die Liebe, um rumä­ni­sche Kran­ken­häu­ser und gött­li­che Vor­se­hung, um die schwie­ri­gen Fra­gen, die ent­ste­hen, falls man eine „half ger­man girl­fri­end“ hat und dann um ein ganz ande­res Pro­blem, es ist das größte von allen, die Lan­ge­weile: „What made Moham­med Atta wanna visit New York?“

urban urtyp #8 | Geoff Berner & Band | Sonntag, 27.3.2011, 19 Uhr | Christuskirche Bochum | 10 € inkl. Freigetränk

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