Bergwerk West: Unter Tage

Die  heutige Fototour war in jeder Hinsicht untypisch und ungewöhnlich für mich: Erstens ging es in ein aktives Werk – auch wenn das Bergwerk West in Kamp-Lintfort ab dem kommenden Jahr zu einem Lostplace wird, da es zum 31. Dezember 2012 den Betrieb einstellen wird. Zweitens konnte ich nicht wie gewohnt digital fotografieren, da aus Sicherheitsgründen jedes elektrische und elektronische Gerät unter Tage verboten ist.

Aber der Reihe nach! Morgens um 6 Uhr machte ich mich mit Rolf Arno Specht, der mich zu dieser ungewöhnlichen Fototour eingeladen hatte, auf den Weg zum Bergwerk West nach Kamp Lintfort. Nach unserer Ankunft gegen 7 Uhr wurden wir freundlich begrüßt und mit den Sicherheitsvorschriften vertraut gemacht. Danach ging es in die Kaue, wo wir komplett eingekleidet wurden, und fuhren um 8 Uhr gemeinsam mit vier weiteren Fotografen, einem Steiger und einem Mitarbeiter der RAG zum Ausbildungsstreb in 885 Metern Tiefe.

Bis mittags konnten wir nach Herzenslust fotografieren und erhielten detaillierte Einblicke in das Leben unter Tage. Mit einem gemeinsamen Imbiss und einer ausgiebigen Dusche endete die Fototour. Nachmittags wurden noch schnell die Filme zum Entwickeln gebracht – eine ebenso ungewohnte Tätigkeit wie das analoge Fotografieren ohne Display und direkte Kontrolle – und das Warten auf die Ergebnisse begann.

Da ich zuletzt vor 15 Jahren mit einer analogen Kamera gearbeitet hatte, wurde das Warten auf die Ergebnisse zu einer Zerreißprobe für meine Nerven. Teilweise träumte ich davon, wie ich die Bilder abholen würde und alle Bilder aufgrund von Unter- bzw. Überbelichtungen entweder komplett Schwarz oder Weiß sein würden. Das wäre eigentlich kein Wunder gewesen, da ich während der Fototour die Belichtungszeiten eher intuitiv wählte und mir Rat zum Filmwechsel etc. holen musste – ich sehnte mich nach modernen Meldungen wie „CF Card Full“ oder der Feststellung, dass der Akku leer ist. Von den unzähligen Malen, die ich auf die Rückseite des Kamerabodys geschaut habe, ganz zu schweigen – das so vertraute Display war einfach nicht da.

Umso mehr freute ich mich, dass doch einige gelungene Aufnahmen bei der Fahrt unter Tage entstanden sind. Alles in allem war dieser Freitag ein spannendes und interessantes Erlebnis – trotz des Wermuttropfens, dass die Tage dieses Bergwerks gezählt sind.

Nachstehend eine Auswahl der Bilder, die unter Tage entstanden sind. Ich habe mich bewusst für die SW-Bearbeitung – eine Technik, die ich ansonsten nicht nutze – entschieden, da an diesem Tag alles anders war: Analog statt digital, aktives Werk statt Lostplace, unter Tage statt über Tage.

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