09/2013: Rückblick urbEXPO 2013

Vom 23. August bis 1. September 2013 fand zum zweitenmal die urbEXPO in der Rotunde/ Alter Bochumer Hauptbahnhof statt. Die Fotografieausstellung zu den Themen Lost Places, Ästhetik des Verfalls und Architektur polarisierte wie bei der Premiere im vergangenen Jahr bereits im Vorfeld – Grund genug, sich mit der Veranstaltung (selbst)kritisch auseinanderzusetzen und den folgenden Fragen auf den Grund zu gehen:

  • Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen der urbEXPO 2012 und der urbEXPO 2013?
  • Was war anders bei der urbEXPO 2013 als 2012?
  • Fazit und Zukunft der urbEXPO 2013

Bevor es unter diesen Aspekten in medias res geht, gibt es zunächst einige allgemeine Informationen und Fakten zur urbEXPO 2013. 1.300 Besucher haben die urbEXPO 2013 gesehen und so mancher war mehrfach vor Ort, um die Ausstellung zu genießen. Bei der Vernissage der urbEXPO 2013 war der Besucherstrom so stark, dass nicht alle Gäste der offiziellen Eröffnung beiwohnen konnten, sondern vor der Tür warten mussten bis alle Ausstellungsräume geöffnet wurden.

Auch während der folgenden Ausstellungstage ließ das Interesse nicht nach. 60 bis 100 Ausstellungsbesuchern pro Tag unterhalb der Woche wünscht sich so manches subventionierte Museum mit deutlich höherem Budget als die urbEXPO – eine Tatsache, die das Team der urbEXPO stolz macht. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass mit der zeitgleichen Eröffnung der Ruhrtriennale und dem parallel stattfindenden Zeltfestival hochkarätige Alternativen zur urbEXPO in Bochum auf dem Programm standen.

Gemeinsamkeiten der urbEXPO 2012 und der urbEXPO 2013

Grundsätzlich ist die urbEXPO 2013 in ihren Grundwerten der Auftaktveranstaltung im Jahr 2012 treu geblieben. Im Mittelpunkt stand die Fotografieausstellung zu den Themen Lost Places und Ästhetik des Verfalls, die erneut in der Rotunde/ Alter Bochumer Hauptbahnhof präsentiert wurde.

Die Wahl des Ausstellungsortes gehört zum Konzept der urbEXPO, da die Rotunde/ Alter Bochumer Hauptbahnhof als ehemaliger Lost Place mit ihrem morbiden Charme eine perfekte Kulisse für die urbEXPO bietet und so selbst zu einem wichtigen Teil der Ausstellung wurde.

Bei der Auswahl der teilnehmenden Künstler an der urbEXPO 2013 wurde erneut großer Wert darauf gelegt, dass die Arbeiten der beteiligten Fotografen eine möglichst große Bandbreite an künstlerisch-fotografischen Positionen zu den Themen Lost Places und Ästhetik des Verfalls widerspiegeln.

Unterschiede zwischen der urbEXPO 2012 und 2013

Im Vergleich zur Auftaktveranstaltung 2012 hat es aber auch einige Veränderungen und Neuerungen gegeben. Während sich die Teilnehmer der urbEXPO 2012 noch überwiegend aus dem Umfeld des Initiators der urbEXPO, Olaf Rauch, rekrutierten, wurden bei der urbEXPO 2013 die Künstler über eine breit angelegte Ausschreibung zur Bewerbung aufgefordert und aus diesem Pool wurden schließllich 17 Fotografen aus Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden ausgewählt. Der Großteil der rund 30 Bewerber waren Fotografen, zu denen zuvor kein persönlicher Kontakt bestand.

Neu war auch, dass mit der Sonderausstellung ein weiterer konzeptioneller Baustein in die urbEXPO integriert wurde. Während die Hauptausstellung eher retrospektiv ausgerichtet war, lag der Fokus der Sonderausstellung auf der Gegenwart mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Architektur. Die Sonderausstellung präsentierte die Preisträger und Auszeichnungen des 10. Europäischen Architekturfotografie-Preis 2013, dessen Themenserien – ähnlich der Hauptausstellung – einen künstlerisch (und politisch) orientierten Ansatz der Fotografie verfolgen und nicht in der klassischen Architekturfotografie verhaftet sind.

Ein weiteres Novum war das Rahmenprogramm: Neben einer szenischen Lesung mit Kurzgeschichten von Maja Nelly Berndt zu ausgewählten Fotografien von Olaf Rauch wurde die beiden Dokumentarfilme „Geschichten hinter vergessenen Mauern“ und  „Geschichten hinter vergessenen Mauern Fortsetzung“ des Leipziger Filmemachers Enno Seifried gezeigt. Trotz der inhaltlichen Qualität wurde die zusätzlichen Programmpunkte im Gegensatz zur Ausstellung schlecht besucht.

Um die urbEXPO auch über die Ausstellung hinaus nachhaltig zu dokumentieren, wurde ein Katalog mit allen Arbeiten der Hauptausstellung und begleitenden Texten veröffentlicht. Der Katalog ist unter der ISSN 2196-6516 erschienen und kann online für 18 € bestellt werden. Die Exponate der Sonderausstellung sind in einem eigenen Katalog dokumentiert, der vom architekturbild e.v. herausgegeben wird.

Fazit und Zukunft der urbEXPO

Kurz zusammengefasst ist die urbEXPO erwachsener geworden und hat sich deutlich weiterentwickelt. Das gilt nicht nur für die Besucherzahlen, die sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt haben, sondern auch für die Bandbreite und Qualität der ausgestellten Fotografien.

Die Kooperation mit dem architekturbild e.v. und der Sonderausstellung des Europäischen Architekturfotografie-Preises hat eine weitere Dimension der urbEXPO eröffnet und auch neue Besuchergruppe erschlossen, so dass eine ergänzende Sonderausstellung auch für zukünftige Veranstaltungen der urbEXPO in Betracht gezogen werden.

Der geringe Zuspruch des neu installierten Rahmenprogramms hat bei der abschließenden Analyse der urbEXPO 2013 dazu geführt, dass zukünftig auf derartige begleitende Veranstaltungen verzichtet wird und der Fokus auf dem reinen Ausstellungsbetrieb liegen wird.

Wie bereits bei der Premiere 2012 hat die urbEXPO 2013 die Gemüter gespalten: Während sich die Veranstalter der urbEXPO und die beteiligten Künstler über das hohe Interesse der Medien – unter anderem ein halbseitiger Artikel in der BILD sowie eine ganzseitige Fotostrecke in regionalen Ausgaben der WAZ, NRZ und der WR – freuten, war das Feedback in diversen Internet-Foren und in sozialen Netzwerken wie Facebook kritisch bis negativ.

Sowohl die Protagonisten als auch die Vorwürfe gegen die urbEXPO waren mit denen des Vorjahres identisch und stammten aus der sogenannten UrbEx-Szene. Erneut wurde der urbEXPO Streben nach Öffentlichkeit und Kommerz vorgeworfen.
2012 war für die urbEXPO eine Konferenz geplant gewesen, die als Austauschplattform und der Möglichkeit der Vernetzung von entsprechenden Internet-Foren und aktiven Urban Explorer gedacht war. Diese Idee scheiterte an der Fehleinschätzung der UrbEx-Szene durch die Veranstalter. Die Foren bleiben lieber unter sich und versuchen interessierte Urban Explorer möglichst an ihr eigenes Forum zu binden und sich mit der Aura eines Geheimbundes zu umgeben. Dementsprechend wurde die Koferenz 2012 auch kurzfristig abgesagt.

Die Diskussionen in den jeweiligen Foren und via Facebook rund um die urbEXPO 2013 haben gezeigt, dass sich die Gemeinsamkeiten zwischen der urbEXPO und der UrbEx-Szene darauf beschränken, dass man sich mit demselben Thema – Lost Places – beschäftigt. Die urbEXPO-Teilnehmer sind Fotografen, die ihre Arbeiten wie jeder andere Künstler einem möglichst breiten Publikum zeigen möchten, während sich die UrbEx-Szene selbst genügt und im Verborgenen unter sich bleibt. Das ist so und soll auch in Zukunft so bleiben.
Einiges dieser Diskussionen hinterlassen jedoch einen bitteren Beigeschmack: Vertreter der UrbEx-Szene, die der urbEXPO Kommerz vorwerfen, bieten selbst Events wie Grillen auf Lost Places gegen Geld an. Andere gehen sogar so weit, dass sie Koordinaten und Informationen von Lost Places verkaufen – ungeachtet der Tatsache, dass dadurch viele Orte, die den Künstlern der urbEXPO (und auch anderen Urban Explorern) als Quelle ihrer Fotografien dienen, auf unkontrollierte Weise allgemein zugänglich und dem Vandalismus preisgegeben werden.

Die seitens der Kritiker überwiegend unsachlcih geführten Diskussionen über die urbEXPO haben die Veranstalter der urbEXPO dazu bewogen, sich zukünftig noch stärker von der UrbEx-Szene zu distanzieren. Ein erster Schritt war nach den Erfahrungen von 2012 die Schreibweise der Veranstaltung von URBEXPO in urbEXPO zu ändern und die Wortbestandteile urb und EXPO im Logo farblich voneinander zu trennen, um den Ausstellungscharakter der Veranstaltung stärker zu betonen. Dieser Schritt war jedoch zu filigran oder subtil, um von den Kritikern der urbEXPO wahrgenommen zu werden.

Die Konsequenz für die Veranstalter der urbEXPO ist, dass zukünftig – wie bereits in diesem Jahr – die urbEx-Foren nicht über die Veranstaltung informiert werden und die künstlerische Ausrichtung noch stärker betont wird. Erfreulicherweise gab es auch dieses Jahr positive Resonanz aus dem Umfeld der UrbEx-Szene: Aktive Vertreter wie die Community von rottenplaces.de oder das niederländische Magazin Dutch Urbex Magazine haben das Konzept und die Idee der urbEXPO verstanden und unterstützt.

Die urbEXPO wird auch 2014 wieder stattfinden – geplant ist erneut die letzte Ferienwoche in Nordrhein-Westfalen mit der Rotunde/ Alter Bochumer Hauptbahnhof als Veranstaltungsort und mit neuen Fotografien und neuen Künstlern.

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