Laibach
Obwohl das Jahr noch jung ist, ist das Konzert von Laibach am 6. April 2016 haushoher Favorit in der Kategorie Konzert des Jahres. Zwar hatte ich in der Vergangenheit bereits drei Laibach-Konzerte besucht, aber der Auftritt in der Christuskirche Bochum war der erste, für den ich akkreditiert war – und dann noch Access all areas.
So war ich gut acht Stunden vor Konzertbeginn vor Ort und konnte so ein wenig von Laibachs Tour-Alltag miterleben. Als die Band aus dem Tour-Bus stieg, waren die bekanntesten Persönlichkeiten – Milan Fras und Mina Špiler – kaum zu erkennen. In Jogginghose und Wollpullover wirkten beide eher unscheinbar – kein Vergleich mit ihrer Präsenz auf der Bühne. Anscheinend war auch eine Kirche als Konzertraum für #Laibach ein neues Ambiente. Im Vorfeld wirkte die Band jedenfalls angespannt und wirkte eher reserviert. Nach dem #Konzert waren Milan Fras und Mina Špiler jedenfalls deutlich gelöster und es gab noch einen netten Plausch bei der einen oder anderen Zigarette.
Das Konzert selbst war mit Abstand das Beste, das ich je von Laibach gesehen habe. Und auch Sängerin Mina Špiler bekannte nach dem Auftritt, dass Laibach in einer Kirche etwas Besonderes und Außergewöhnlcihes gewesen sei. Im Mittelpunkt des Konzerts standen natürlich die Songs vom letzten Studioalbum »Spectre«. Dabei war die Berichterstattung der anwesenden Presse- und Kunstvertreter interessant: Mehrfach wurde der Song »Eurovision« unter dem Titel »Europe is falling apart« in den Rezensionen erwähnt – vielleicht ein Zeichen dafür, dass Laibach für die Medien interessant ist, aber die Berichterstatter sich nicht unbedingt intensiv vorbereiten.
Insgesamt ist festzuhalten, dass Laibach als musikalischer Teil des Kollektivs Neue Slowenische Kunst als Gesamtkunstwerk angekommen ist. Der Vergleich mit Kraftwerk – und deren 3D-Konzerten und Ausstellungen – ist legitim und offensichtlich. So werden die Laibach-Konzerte komplett von Video-Projektionen und Animationen begleitet und auch der projizierte Pausen-Countdown wirkt kraftwerkmäßig. Allerdings gelingt es Laibach, diese Parallelen zu schaffen, ohne wie ein Plagiat zu wirken.
