5.2.2017: Sonic Art Lab Ensemble
Der Ton, den Notenblätter anschlagen, ist der Befehlston: tu dies, lass jenes, spiel so und nicht anders und jetzt etwas schneller, schneller! usw. Kein Notenblatt der Welt würde schaffen, was das SONIC ART LAB ENSEMBLE schafft: Es bringt fünf Individualisten dazu, einen Konzertabend über aus eigenem Willen etwas Gemeinsames zu machen — Musik.
Um es gleich vorweg zu nehmen, es wird keine leichte Kost im Kubus serviert, nicht an diesem Abend, die Zutaten: Reste eines Schlagzeugs und ein vollständiges Cello, Bass- und Kontrabass-Klarinette, Flügel und Elektronik. Dazu: Neugier, Experimentierfreude und Lust am Spiel, an diesem Mal-sehen-was-passiert-wenn …
Wenn, dann passiert Musik. Sie ergibt sich nur, das ist entscheidend, wenn man sein Instrument beherrscht, erstens und zweitens, wenn man weiß, was Alte Musik und Neue Musik ist, was Jazz ist und was Elektronik, was Komposition und was Improvisation. Klassik ist eben schon lange nicht mehr das, was auf Spartensendern läuft, die auf Zielgruppen zielen, Klassik ist drin in dem, was SONIC ART LAB ENSEMBLE macht.
Womit es klassische Zielgruppen enttäuscht. urban urtyp ist glücklicherweise keine Zielgruppe, eher ein Lebensgefühl, und der urban urtyp-Raum ist eben kein Forum, sondern ein Kubus, und in einem Kubus denkt man nicht rund, sondern quer: Klanglich also ist das SONIC ART LAB — um einmal ein paar solcher Querverweise zu ziehen — so ausgefallen wie ORKA (die Insulaner waren uu #10), ist der Flügel so gut präpariert wie der von HAUSCHKA (uu #12) und ist der Schlagzeuger Etienne Nillesen einer, der auch mit FREDERIK KÖSTER spielt (uu #30).
Und jetzt noch ein paar Querverweise in die Welt der geförderten Kunst: Pianist Stefan Schultze hat 2010 den WDR-Jazzpreis für Komposition entgegen genommen, der Soundkünstler Ludger Hennig hat lange Jahre über die „klangkunstprojekte“ in Leipzig kuratiert, eine exklusive Konzertreihe für improvisierte Musik, und er lehrt andere Computermusik an der Hochschule für Musik in Weimar; der Cellist Nathan Bontrager hat seine MHGs (seine Musikhintergründe) in Experimenteller/ Improvisierter Musik, in Alter Musik und in Folkmusik, der studierte Jazz-Musiker und Toningenieur Falk Grieffenhagen schließlich ist — ist aber auch egal, die Liste von Falks Schaffens ist lang, u.a. ist er Video-Operator bei Kraftwerk, und sowas wird man nicht, wenn man sein Publikum aus dem Blick verliert:
SONIC ART LAB ENSEMBLE ist Musik für Leute, die Ohren haben statt iPhones.
5. Februar 2017, 19 Uhr. Christuskirche Bochum, Platz des Europäischen Versprechens, 44787 Bochum.
Tickets (10 €) gibt es bei AdTicket oder als Reservierung unter tickets@urbanurtyp.de.