Die Welt der verlassenen Orte
Der Mitteldeutsche Verlag ist seit längerem auf Bildbände zum Thema Lost Places spezialisiert. Grund genug, die neue Publikation »Die Welt der verlassenen Orte« unter die Lupe zu nehmen.
Auf 240 Seiten werden 18 Lost Places auf allen Kontinenten präsentiert – auch die Fotografen sind weltweit vertreten. Jeder vorgestellte Ort wird mit einem zweisprachigen Text von Peter Traub eingeleitet, der die Geschichte des jeweiligen Objekts erzählt.
Nach intensivem Studium der Publikation fällt das Urteil zwiespältig aus. Grundsätzlich wird »Die Welt der verlassenen Orte«dem Titel gerecht und es ist auch wichtig, dass sich ein Verlag auf die Schwerpunkte Fotografie und Lost Places fokussiert.
Eine allgemeine Einleitung zum Thema Lost Places und deren Bedeutung und Relevanz wäre wünschenswert gewesen. Möglicherweise wurde darauf verzichtet, weil der Bildband in erster Linie eine Zielgruppe anspricht, die mit der Thematik und den damit verbundenen Problematiken vertraut ist.
Die Objekte, die für »Die Welt der verlassenen Orte« ausgewählt wurden, überzeugen. Neben der geografischen Streuung fallen auch ungewöhnliche Lost Places wie eine Walfangstation in Südgeorgien, der Schiffsfriedhof am Kap Horn oder die Diamantenmine Kolmannskuppe, die inzwischen im Sand versinkt. Klassiker wie die Kohleninsel Hashima, Prypjat oder die Beelitzer Heilstätten fehlen natürlich nicht in diesem Bildband. Einzig die Auswahl der Zeche Zollverein irritiert, da sie eher ein Denkmal der Industriekultur als ein Lost Place ist.
Bei so manchem Kapitel ist die Geschichte des Objekts spannender als die zugehörigen Fotografien. Das spricht allerdings auch für die Vielfalt der Bildsprache der jeweiligen Fotografen und die Texte von Peter Traub.