Kraftwerk: The Mix

Nach knapp 22 Jahren waren Kraftwerk in ihrer Heimatstadt Düsseldorf zu Gast.  Kein Wunder, dass die acht Konzerte plus die beiden Zusatzkonzerte am 19. und 20. Januar um 24 Uhr binnen kürzester Zeit ausverkauft waren. Wie bereits im Frühjahr 2012 im New Yorker Museum of Modern Art spielten Kraftwerk ihre Museum-Show mit allen acht Alben seit Autobahn – an jedem Abend wurde ein Album und ein Best Of-Mix gespielt.

Shortyone und ich hatten das Glück, wenigstens für ein Konzert – The Mix (Katalog 7) – am 19. Januar um 20 Uhr Tickets zu ergattern. Voller Vorfreude stimmten wir uns bereits am Nachmittag mit der Ausstellung „Kraftwerk Roboter“ von Peter Boettcher im NRW-Forum ein. Frühzeitig wechselten wir zum K20, um einen guten Platz für das Konzert zu bekommen – und es klappte! Erste Reihe und keine drei Meter vor dem Kraftwerk-Urgestein Ralf Hütter konnten wir das Konzert genießen. Aus Gesprächen mit Platznachbarn konnte ich erfahren, dass die Ankündigung, jeden Abend ein Album komplett zu spielen, zwar eingehalten, aber bezüglich der Reihenfolge recht locker gehandhabt würde. Die komplette Playlist ist am Ende dieses Artikels aufgelistet.

Der Abend wurde entsprechend des Albums »The Mix« mit Die Roboter eröffnet. Die Tracklist wurde während der ersten sechs Stücke eingehalten. Wie bereits 2011 in München verzichtete Kraftwerk auf den Auftritt ihrer künstlichen Konterfeis – in München war der Auftritt der Roboter nicht möglich, weil sie zum Zeitpunkt der Konzerte bereits im Museum Lenbachhaus für die Ausstellung ihr Quartier bezogen hatten. Das die Puppen erneut nicht auf der Bühne standen, könnte ein Indiz dafür sein, dass Kraftwerk inzwischen selbst so sehr selbst als Menschmaschinen fühlen, dass die Roboter überholt sind.

Während Computerliebe – dem einzigen Stück, das ich noch nie live erlebt habe – sowohl in musikalischer als auch visueller Hinsicht eher enttäuschend war, wurden alle anderen Titel in gewohnt brillanter Klang- und Bildqualität dargeboten. Meine persönlichen Highlights waren eine überarbeitete Version von Radioaktivität und eine ausgedehnte Version von Planet of Visions.

Radioaktivität beginnt – wie bereits beim No Nuke-Festival in Tokio 2012 – mit Geigerzähler, das nahtlos in die Originalversion bzw. die remasterte Version vom Katalog 2 von Radioaktivität übergeht, wobei jedoch der Text von 1991 gesungen wurde. Wie bereits im Juli 2012 in Tokio wurde Radioaktivität teilweise auf Japanisch gesungen und die Aufzählung der nuklearen Katastrophenorte Tschernobyl, Harrisburg, Sellafield wurden im Wechsel um Hiroshima bzw. Fukushima ergänzt.

Planet of Visions wurde ebenfalls ein ausführliches Intro vorangestellt, das zunächst das Gefühl (und nicht nur bei mir) vermittelte, dass Kraftwerk einen neuen Titel live testen würden.

Bei Neonlicht kehrten Kraftwerk zu einer weicheren Version zurück, die näher am Original war – mir persönlich war die schnellere und direktere Version, die 2011 in München gespielt wurde, lieber, aber das ist wohl Geschmackssache. Auch Elektrik Café wurde gegenüber 2011 mit deutlich weicheren Klängen gespielt.

Trotz einer Kritikpunkte an der Düsseldorfer Vorstellung war es ein beeindruckender Abend, an dem wohl auch Kraftwerk Spaß hatten. Beim traditionell letzten Stück Musik Non Stop, bei dem ein Musiker nach dem anderen die Bühne verlässt, kam es bei der Abschlussimprovisation von Fritz Hilpert, bei Ralf Hütter zu einem spontanen Gefühlsausbruch, indem Hütter sich seinem Kollegen zuwandte und dessen Solo mit leichten Tanzeinlagen begleitete. Nach dem Abgang von Hilpert hatte sich Hütter jedoch wieder im Griff und verabschiedete sich mit den Worten „Bis Mitternacht“, nachdem er traditionell die Schlusssequenz gestartet hatte, von der Bühne.

Live-Fotos von nullkunsteins

Live-Fotos von shortyone


Komplette Playlist (20 h-Konzert)

  1. Die Roboter
  2. Computerliebe
  3. Taschenrechner / Dentaku
  4. Autobahn
  5. Geigerzähler / Radioaktivität
  6. Trans Europa Express / Metall auf Metall / Abzug
  7. Spacelab
  8. Das Modell
  9. Neonlicht
  10. Mensch-Maschine
  11. Nummern / Computerwelt 2
  12. Heimcomputer
  13. Tour de France
  14. Vitamin
  15. Plnaet of Visions
  16. Elektric Cafeé
  17. Boing Boom Tschak / Techno Pop / Musik Non Stop

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