Das Luxushotel

Während die erste Station unserer Fototour auf Kreta ziemlich entspannt war, wurde es beim zweiten Objekt an diesem Tag deutlich komplizierter – das lag zunächst daran, dass ein Hotel, von dem man nur den Namen und den Ort kannte, nicht so leicht zu finden ist wie eine auf einem Berg gelegene Radarstation. Dennoch lösten shortyone und ich diesen Teil noch recht problemlos.

Als wir das Hotel erreichten, waren die Aussichten auf eine erfolgreiche Fototour zunächst äußerst bescheiden. Das Vorhängeschloss am Hauptportal der Hotelanlage war ordentlich aufgeschlossen und ein Auto parkte direkt vor dem Tor. Während wir dort hielten, um uns einen Überblick zu verschaffen, wurden wir bereits von den Insassen vorbeifahrender Autos kritisch beäugt und es waren Geräusche eines Generators zu hören. Nach den ersten Aufnahmen durch das Hauptportal war auf dem Gelände noch immer niemand zu sehen.

Nachdem wir uns einen unauffälligeren Parkplatz gesucht hatten, versuchten wir unser Glück über einen Trampelpfad zum Strand. Dort entdeckten wir bereits erste Teile des Hotelinventars und stellten fest, dass einerseits das Gelände leicht zu betreten war und andererseits keine Schilder zu sehen waren, die genau dieses zu verbieten schienen. Also wagten wir den nächsten Schritt. Der Zustand des Hotels war bedauernswert und von Graffitis und Vandalismus geprägt. Das Inventar war umgeworfen und zerschlagen.

Weit kamen wir nicht:  Nachdem wir zwei oder drei Zimmerflure untersucht hatten, schreckte uns Hundegebell auf und wir entschieden uns für den Rückzug. Als wir zum Auto zurückgingen, sahen wir im Frontbereich des Hotels einen frei laufenden Hund, der vermutlich zum Besitzer des Autos vor dem Tor gehörte.

Die Ausmaße der Hotelanlage waren gigantisch: Mehrere hundert Zimmer, diverse Pools, Außenbereiche und Tennisplätze erstreckten sich weitläufig – und all das idyllisch in einer wunderschönen Bucht gelegen. Lediglich die nahe gelegene Raffinerie mit ihren übelriechenden Ausdünstungen trübte das einstige Urlaubsparadies.

Da wir das Objekt erst kurz vor unserer Abreise nach Kreta im Internet ohne wietere Informationen entdeckt hatten, beschlossen wir, auf eigene Faust zu recherchieren und wurden beim Restaurant-Chef unserer Unterkunft fündig. Beim allabendlichen Smalltalk an der Hotelbar fragten wir ihn, ob er mehr über dieses Hotel wisse. Das war zwar nicht der Fall, aber er kannte jemanden über Facebook, der dort gearbeitet hatte. So erfuhren wir mehr über die Geschichte und den Niedergang dieser einst sicherlich schönen und luxeriösen Hotelanlage.

Das Hotel zählte in seinen besten Zeiten zu den fünf besten Hotels auf Kreta. Nur wenige Kilometer von Heraklion entfernt erlebte es die Anfänge des Tourismus auf der griechischen Insel. 2008 oder 2009 musste es aus verschiedenen Gründen schließen. Die Geruchsbelästigungen der benachbarten Raffinierie führte dazu, dass immer weniger Touristen das Hotel als Urlaubsdomizil wählten. Hinzu kamen Fehler des Hotel-Managements so wie langfristige Vertragsbindungen der Eigentümer. Da Kreta inzwischen touristisch besser erschlossen war, hatten die Urlauber genügend Alternativen und die Anlage war wirtschaftlich nicht mehr rentabel. Zahlreiche Investoren verloren viel viel Geld und inzwischen gehört das Objekt einer griechischen Bank.

Trotz der kurzen Zeit, die wir in dem Objekt verbringen konnten, hat uns die Geschichte des Hotels fasziniert – nicht zuletzt wegen der Hintergrundnformationen, die wir erhalten haben.

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