22.4.-20.6.2012: »Tagesabbruch«

Die Fotografie-Ausstellung »Tagesabbruch« von Rolf Arno Specht bildet den Auftakt der Reihe „Kunst trifft Currywurst“. Was auf den ersten Blick seltsam anmutet, erweist sich beim genaueren Hinsehen als schlüssiges Konzept. Im Zeitalter von Haushaltssperren und fehlender Kulturbudgets findet Kunst im Ruhrgebiet zunehmend im Rahmen alternativer Projekte statt. So entstand die Idee, Fotografie und Kunst dort zu präsentieren, wo das Leben der Bürger stattfindet – bei Currywurst, Pommes Rot-Weiß oder beim Schnitzel.

Die Ausstellungen im Rahmen der Reihe „Kunst trifft Currywurst“ weisen immer einen Bezug zu lokalen und regionalen Themen auf. Sowohl Kunstinteressierte als auch die Gäste des Profi-Grills profitieren von diesem Konzept: Die einen müssen nicht extra in eine Galerie oder in ein Museum, um Kunst sehen zu können, und können sich gleichzeitig von der hervorragenden Küche des Raimund Ostendorp überzeugen und die anderen können beim Essen ungezwungen mit der Kunstwelt Kontakt aufnahmen.

Der Marler Fotograf Rolf Arno Specht ist an die Grenzen gegangen: Frühmorgens auf der Halde oder Spätabends im Industriegebiet inszenierte er den Übergang von Dunkelheit zum Licht und wieder zurück. Er harrte der Streiflichter, die ein sich ankündigender Tag vorausschickt und der letzten Glut, den ein alter, verbrauchter Tag in den Abendhimmel der Ruhrstadt schleudert.

Specht bedient sich dabei der klassischen Bildästhetik karibischer Postkartenmotive. Doch irgendetwas scheint sein Sonnenspektakel zu stören: Nicht Palmen oder Sandstrände bilden seine Bühne für die romantische Verklärung, sondern Fördergerüste im Ruhrrevier. Stählerne Zeugen der schwerindustriellen Zeit, die scheinbar nichts mit Wärme zu tun haben.

Specht taucht die profanen Zweckbauten in ein neues Licht, zieht sie durch den Weichspüler und gewinnt Ihnen damit eine Ästhetik ab, die für seine eigene Interpretation von Wärme steht: Heimat. Die dominierende Farbe in seinem Bilderzyklus „Tagesabbruch“ ist Glutrot. Wer sein Zuhause so sieht, sagt er, kann hier nicht fremd sein.

Die Bühne für diesen gewagten fotografischen Versuch bildet Raimund Ostendorps Profi-Grill in Wattenscheid. Dreizehn teils großformatige Motive (das längste Werk misst zwei Meter) verwandeln die revierweit bekannte Pommesbude in eine kulinarische Kunstgalerie. Ostendorp und Specht nennen ihr Projekt „Kunst trifft Currywurst“ und treffen den Nagel damit auf den Kopf. Essen und Kultur, Industrie und Ästhetik, Kopf und Herz, Kunst und Kitsch sind für beide keine Gegensätze. Die gewohnt gute Küche von Raimund Ostendorp kann man in den kommenden zwei Monaten unter Spechts Fotografien genießen. Nicht nur für Freunde der Industriekultur: Unbedingt sehenswert!

Die zweimonatige Ausstellung wird der Startschuss für eine Reihe weiterer Ausstellungen im Profi-Grill sein. Die Stafette übergibt Rolf Arno Specht im Juni an den Bochumer Fotokünstler Olaf Rauch.

Reihe „Kunst trifft Currywurst“ im Profi-Grill
Ausstellung „Tagesabbruch“
Bilder zwischen Tag und Nacht

Fotografien von Rolf Arno Specht

Sonntag, 22. April 2012 bis Mittwoch, 20. Juni 2012
im Profi-Grill Raimund Ostendorp,
Bochumer Str. 96, 44866 Wattenscheid, Telefon: 02327/82361
geöffnet täglich von 11.00 Uhr bis 22.00 Uhr

Vernissage am 22. April 2012 um 12.00 Uhr
Finissage am 20. Juni 2012 um 16.00 Uhr

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