DOKU 2: Ban Saint Jean

Die Anlage wurde im Zuge des Ausbaus der Maginot-Linie errichtet und übernahm zwei Funktionen: Zum einen sollte sie die Bunkeranlagen der Maginot-Linie mit frischen Soldaten versorgen und zum anderen verletzte Soldaten aufnehmen.

Die Siedlung war mit einem Kino, einer Bar und diversen Entspannungsmöglichkeiten modern ausgestattet. Bis Juni 1940 war dort das 146. Infanterie-Regiment der französischen Streitkräfte stationiert und ein idyllischer Ort mit Rosengärten vor den kleinen Häuschen.

Während des #Frankreich-Feldzugs des Dritten Reiches fiel im Juni 1940 die Anlage in die Hände der deutschen Wehrmacht und wurde zunächst als Lager für französische Kriegsgefangene genutzt. Unter ihnen war auch der spätere französische Präsident Francois Mitterand, dem mit Hilfe Einheimischer die Flucht gelang.

Im Zuge der Operation Barbarossa wurden vor allem ukrainische Gefangene in das von den Deutschen besetzte Lager gebracht. Wer den strapaziösen Transport von der Ukraine nach Frankreich überlebte, musste in den umliegenden Kohle- und Eisenbergwerken arbeiten. Die Überlebenschancen im Lager waren gering – Seuchen und mangelhafte Ernährung der Gefangenen forderten Tausende Tote. Am wenigsten schlecht ging es noch denjenigen Gefangenen, die auf den umliegenden Bauernhöfen arbeiteten. Sie konnten letzte Wertgegenstände gegen Brot tauschen. Noch heute werden auf dem Gelände des Lagers immer noch orthodoxe Kreuze gefunden.

Am 27. November 1944 wurde Ban Saint Jean – die Deutschen nannten es Johannis Bannberg – von amerikanischen Truppen befreit. In den gut vier Jahren der deutschen Herrschaft durchliefen über 300.000 Kriegsgefangene das Lager. Nach Kriegsende wurden über 200 Massengräber entdeckt.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet Ban Saint Jean zunächst in Vergessenheit. Die französische Armee nutzte das Gelände wieder als Kaserne. Zunächst für ein sogenanntes „leichtes Regiment“, dann für Flieger und schließlich für ein Funkregiment. Die Funker wurden 1982 nach Mutzig verlegt und die militärische Nutzung endete. Die letzten Familien verließen 1989 die Häuser und das kleine Dorf verfällt.

1979 begannen die Ausgrabungen und die Freilegung der Massengräber und die sterblichen Überreste von 2879 Körpern wurden auf eine sowjetische Nekropolis in Noyers Saint Martin überführt, um ihnen dort eine letzte Ruhestätte zu gewähren.

Erst im Jahr 2000 gerät Ban Saint Jean erneut in die Schlagzeilen. Ein Industrieller wollte auf dem Gelände eine Schlammverbrennungsanlage errichten. Dieses Vorhaben wurde aufgrund der massiven Proteste der Bevölkerung und der Angehörigen der ukrainischen Kriegsgefangenen aufgegeben. Am 24. Juni 2012 wurde am Rande des vergessenen Lagers eine #Gedenkstätte eingerichtet.

#MaginotLinie #Frankreich #Dokumentation

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